Archive for the 'Abschied' Category

Wer ist in der Urne? V.

Nachdem Frau Gramschatz den blutigen Stuhl in Beckys Körbchen gesehen hatte, ist sie voller Panik wieder zum Tierarzt gefahren. Sie hatte ihre Tochter vorher noch nicht erreichen können und war somit beim Besuch in der Praxis mit der Verantwortung für Becky ganz alleine.

„Er hat mir erklärt, dass sie leidet und dass es eine Erlösung für sie wäre, wenn er sie einschläfert. Sie würde ganz sanft einschlafen und nichts spüren. Auch meine Bedenken, was denn meine Tochter dazu sagen würde, konnte er entkräften. Er sprach von Verantwortung dem Tier gegenüber und bot mir an, sie zur Einäscherung zu geben. Er hatte sogar einen Katalog da und ich konnte mir eine Urne aussuchen, dann hätten wir sie bei uns und könnten sie nach einer gewissen Zeit an einem passenden Ort begraben. Das würde meiner Tochter doch auch gefallen.

Er sagte mir noch, dass ich natürlich dabei sein könnte, wenn er ihr die Spritze gibt, hat mir aber davon abgeraten, weil ich seiner Meinung nach nicht in der Verfassung dazu sei.

Ich glaube, ich habe alles falsch gemacht!“

„Aber Frau Gramschatz, dass die Behandlung nicht optimal gelaufen ist und jemand anderes vielleicht eine bessere Therapie für Becky gehabt hätte, lassen wir mal so stehen. Aber wegen der Entscheidung, Becky einschläfern zu lassen, brauchen Sie sich nun wirklich keine Vorwürfe zu machen. Ich persönlich finde es außerdem sehr schön, ein Tier einäschern zu lassen, viel schöner jedenfalls, als es in eine Tierkörperbeseitigungsanstalt zu geben.“

Da hatte ich wohl etwas ganz und gar Falsches gesagt, denn Frau Gramschatz begann zu weinen und konnte sich kaum beruhigen.

„Bis dahin war es ja auch nur die Schwere der Entscheidung, die mich belastete. Aber in den Tagen danach traf ich einen Bekannten, den ich schon länger nicht mehr gesehen hatte und er fragte nach Becky. Als ich von ihrer Krankheit erzählte und dass ich sie hatte einschläfern lassen, kam er von sich aus auf Dr. Soundso zu sprechen. Von dem erzählt man sich, sagte er, dass der Medikamentenversuche an Hunden vornimmt, die von der Pharmaindustrie bezahlt werden.

Ich fiel aus allen Wolken. Dr. Soundso war Beckys Tierarzt und das sagte ich auch meinem Bekannten. Der wiegelte sofort ab, nach dem Motto: Naja, es wird ja viel erzählt. Und er hätte ja längst keine Praxis mehr, wenn da was dran wäre.

Glauben Sie mir, das geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Und für meine Tochter passt das auch alles zusammen.

Als der Anruf kam, ich könnte die Urne jetzt jederzeit abholen, krampfte sich bei mir alles zusammen. Ich habe dann noch zwei Tage gewartet, bis ich sie abgeholt habe. Meine Tochter wollte, dass ich ihn wegen des Verdachts fragen sollte. Meine Güte, was meinen Sie denn, was der mir erzählt hätte?

Dass er Hunde mit Medikamenten behandelt, die noch nicht zugelassen sind, um deren Wirkungen zu dokumentieren? Dass es vorkommt, dass diese Medikamente Krebs verursachen. Dass er die Tiere am Ende ihres Leidens vielleicht sogar noch lebend an ein Labor weitergibt? Kann ja sein. Ich war ja nicht mal dabei, als sie gestorben ist!

Oder dass er die eingeschläferten Tiere an ein Labor abgibt, das sie dann aufschneidet und alle möglichen Untersuchungen vornimmt? Wenn er sich wirklich auf sowas eingelassen hat, würde er mir das ganz bestimmt nicht erzählen.

Ich bin dann also hin, die Sprechstundenhilfe ist in den Praxisraum gegangen und hat ihm gesagt, dass ich da bin, er hat sich aber nicht sehen lassen.

Und jetzt habe ich die Urne hier stehen und wir wissen gar nicht mehr, was wir denken und was wir glauben sollen.“

Es folgte dann noch ein längeres Gespräch, dass ich aber nicht unbedingt wiedergeben muss. Es diente eigentlich nur der Beruhigung von Frau Gramschatz.

Wozu soll man da auch raten?! Natürlich wäre es schön, wenn ein Labor Gewissheit schaffen könnte. In beiden Richtungen. Wäre mit dokumentierter Sicherheit Beckys Asche in der Urne, so hätte zumindest dieser Punkt des Geschehens an Macht verloren.

Wäre mit dokumentierter Sicherheit nicht Beckys Asche in der Urne, hätten sie einen guten Ansatzpunkt, eine stichhaltige Erklärung dafür zu verlangen.
Aber die Wahrscheinlichkeit, eine hundertprozentige Aufklärung zu bekommen, ist nun mal verschwindend gering.

Gramschatzens werden damit leben müssen.

Sicherlich, es war nur armseliges Gefasel, was ich Frau Gramschatz zum Abbau ihrer Schuldgefühle vortragen konnte.

So etwas von: nächstem Hund, der Freude bringt, Liebe geben, aus Fehlern lernen, in guter Erinnerung behalten.

Ein Versuch, Trost zu geben.

Was man so sagt, wenn man nichts sagen kann.

Wer ist in der Urne? 1.Teil
Wer ist in der Urne? 2.Teil
Wer ist in der Urne? 3.Teil
Wer ist in der Urne? 4.Teil

Wer ist in der Urne? IV.

Frau Gramschatz hat uns inzwischen wieder angerufen. Sie hat sich mit ihrer Tochter besprochen und beiden ist die 1-2prozentige Wahrscheinlichkeit, überhaupt ein Ergebnis zu bekommen zu gering, um die geforderte Summe dafür zu investieren.

Tochter Gramschatz versucht nun in den USA ein Labor zu finden, dass ihr mit vielleicht besseren analytischen Methoden eine größere Chance, Gewissheit über ihren Hund und dessen Asche zu erlangen, verspricht.

Jetzt wird es Zeit, nach dem „Warum“ der ganzen Aktion zu fragen.

„Das Alles scheint Sie ja sehr zu belasten“, sage ich nur und schon fängt Frau Gramschatz an, zu erzählen. Ich bemerke sofort, wie sehr sie emotional beteiligt ist und schweige.

„Unsere Becky gehörte doch mit zu unserer Familie. So eine liebe Hündin, sie verstand jedes Wort. Und nie war sie krank, immer putzmunter und quirlig.

Bei einem Impftermin stellte unser Tierarzt dann eine Arthrose fest, die er auch gleich behandelte. Wir hatten das gar nicht so richtig bemerkt. Beim Ballspielen hatte sie sich mal versprungen und ein paar Tage ein bißchen gehumpelt. Dann war es auch wieder gut. Dass das eine Arthrose war, hätten wir von uns aus wohl nicht gedacht.

Eine Zeit lang später mussten wir wieder zum Tierarzt, weil sie sich ständig kratzte. Der Tierarzt fragte dann auch gleich nach der Arthrose, wir sagten, wir könnten nichts bemerken. Er meinte, sie müsse auf jeden Fall weiter behandelt werden. Und wir wollten doch nur alles Gute für Becky.

Er gab ihr eine Spritze gegen das Jucken und wir bekamen ein Tütchen mit Tabletten, die wir ihr regelmäßig geben mussten. Inzwischen bemerkten wir das Humpeln auch. Sie ging manchmal richtig steif.

Das Jucken war nach den Spritzen immer weg, wurde dann aber wieder schlimmer. Und das Laufen fiel ihr auch immer schwerer.

Unser Tierarzt gab uns immer wieder andere Tabletten mit und bei jedem Besuch bekam Becky eine Spritze. Das hat uns jedes Mal ganz schön was gekostet.“

„Wenn es ihr aber doch immer schlechter ging, warum sind Sie denn nicht mal zu einem anderen Tierarzt gegangen, oder mit ihr in eine Tierklinik gefahren. Ausserdem gibt es ja auch noch Tierheilpraktiker. Ich meine, in diesem Fall hätten Sie doch gut eine weitere Meinung einholen können.“

„Ach Herr Frevert, ja, das hätten wir wohl besser gemacht, wenn ich jetzt so zurückdenke. Aber wir fühlten uns immer gut beraten, und dann war meine Tochter auch noch in Amerika. Da wollte ich dann auch nichts ändern.

Und dass es Tierheilpraktiker gibt, weiß ich auch erst seit jetzt, wo ich Ihre Seite im Internet gefunden habe.

Jedenfalls ging es ihr eigentlich immer schlechter. Beim Streicheln habe ich dann so Gnubbel unter der Haut gefunden. Der Tierarzt meinte, das könnte auch bösartig sein, hat ihr dann noch Blut abgenommen. Beim nächsten Mal sagte er, er müsste sie operieren, wenn es aber Krebs wäre, könnte es sein, dass sich schon Metastasen gebildet hätten.

Was meinen Sie, wie es mir da ging? Ich sagte ihm, ich muss das erst mit meiner Tochter besprechen und er sagte:

Fragen Sie ihre Tochter am Besten gleich mal vorsichtig, ob wir Becky nicht besser einschläfern sollten. Sie kann kaum noch laufen, kriegt nicht mehr richtig Luft und hat diese Tumore. Es ist nur eine Frage der Zeit.

Am nächsten Morgen hatte sie in ihr Körbchen gemacht, mit Blut überall.“

So, liebe Leser, es war ein langer Tag. Wird Zeit für mich zur Ruhe zu kommen.
Nicht böse sein! Ich mache das nicht, um euch zu ärgern.
Aber ich kann den Rest der Geschichte heute nicht einfach so hier hinschlampen.

Immerhin wissen Mandy und ich jetzt endlich, warum die Gramschatzens Gewissheit haben möchten.

Wer ist in der Urne? 1.Teil
Wer ist in der Urne? 2.Teil
Wer ist in der Urne? 3.Teil

Wer ist in der Urne? III.

Vorhin hat sich Frau Gramschatz wieder gemeldet. Sie fragte, ob wir schöne Ostertage verlebt hätten, wir bedankten uns für den 20€-Schein.
Ein bißchen Smalltalk, bevor wir ihre eigentliche Frage zu beantworten versuchen:

„Ist es möglich, durch einen DNA-Vergleich die Asche aus der Urne mit den Haaren aus der Hundebürste und vom Liegeplatz abzugleichen? Kann ein Labor bestätigen oder ausschließen, dass beide Proben vom gleichen Hund stammen?“

Wir beantworten zunächst die Frage, die Frau Gramschatz gar nicht gestellt hatte. Die vom Labor veranschlagten Kosten von 600-800€ scheinen sie aber nicht allzusehr zu beeindrucken.

Wohl aber, dass die Wahrscheinlichkeit, aus der Asche DNA isolieren zu können nur bei 1-2 Pozent liegt, abhängig davon, ob nur Aschenstaub oder ob noch feste Knochenbestandteile vorhanden sind. Aber auch die Haare sind nicht unproblematisch. Zur Bestimmung werden die Haarwurzeln benötigt.

So haben es uns die zwei Labore mitgeteilt, die wir befragt haben und so geben wir es an Frau Gramschatz weiter.

Sie muß sich jetzt erst einmal mit ihrer Tochter beraten, will uns über ihre Entscheidung aber jedenfalls informieren.

Mandy und ich versuchen immer, nicht zu sehr in die Privatsphäre unserer Patientenbesitzer einzudringen, wenn der Fall es nicht zwingend erfordert. Hier werden wir von diesem Prinzip abweichen. Nächstes Mal fragen wir nach den Gründen, die Frau Gramschatz und ihre Tochter so begierig der einen Frage nachgehen lassen:

„Wer ist in der Urne?“

1. Teil
2. Teil

Wer ist in der Urne? II.

Heute morgen bringt uns unser Postbote einen Brief von Frau Gramschatz, die sich fuer das nette Gespraech und unsere Bemuehungen mit einem Zwanziger bedankt.
Sie hofft, dass wir ihr weiterhelfen koennen und wird uns in den naechsten Tagen anrufen.

Tje, so wirklich gute Nachrichten werden wir ihr nicht uebermitteln koennen.

Wer ist in der Urne? 1.Teil

Wer ist in der Urne?

Gestern abend klingelt zur Tagesschauzeit unser Telefon.

Mandy geht ran, ich hoere interessiert zu.

Eine Frau Gramschatz moechte wissen, ob wir unsere Laboruntersuchungen selber machen.

Mandy erklaert ihr, dass wir mit einem unabhaengigen Labor zusammenarbeiten, das die verschiedensten Analysen fuer uns erstellt. Zwar waere es uns grundsaetzlich moeglich, einige Untersuchungen selbst durchzufuehren, aber aus diversen Gruenden ist es uns lieber, einen objektiven Befund von einem neutralen Labor zu erhalten.

Die Anruferin druckst jetzt etwas herum, sie benoetigt naemlich eine ganz besondere Leistung, die sie nach Mandys Hinweis, dass wir schon wissen muessen, worum es geht, endlich benennt.

Ihre Tochter, die Besitzerin des Hundes, um den es geht, bezweifelt, dass nach dessen Einschlaeferung und Kremation wirklich die Asche dieses Hundes in der Urne gelandet ist, die jetzt bei Mutter auf dem Kaminsims steht.
Waehrend ihre Tochter fuer mehrere Monate in den USA weilte, hatte Frau Gramschatz auf Anraten des behandelnden Tierarztes dem Einschlaefern des Hundes zugestimmt und darum gebeten, seine Einaescherung zu veranlassen.

Mandy ist leicht irritiert, sie wuesste gerne mehr, aber Frau Gramschatz spricht nur davon, dass die Zweifel ihrer Tochter wohl begruendet waeren.

Ja, wir koennen beim Labor anfragen, muessen aber vorher noch wissen, was als Vergleichsmaterial zur Verfuegung steht, schliesslich ist der Hund ja verbrannt worden.
Frau Gramschatz hat noch Haare des Hundes auf seinem Liegeplatz gefunden. Vielleicht kann ja die DNA aus der Asche mit der aus den Hundehaaren verglichen werden.

Mandy verspricht, unser Labor zu kontaktieren, Frau Gramschatz will sich naechste Woche wieder bei uns melden.

Highway To Hell

Gut gelaunt fahre ich heute auf der A7 Richtung Oberstdorf in den Skiurlaub.

Vor mir ein Schlachtviehtransporter.

Als ich naeher komme, kann ich die Bildchen am Heck erkennen und meine gute Laune verfliegt auf der Stelle. 😦

Ich fahre in den Urlaub…

Pferdefleisch

Gleich nach dem Start des Pfoetchen-Blogs habe ich Die Pferdeweide in unsere Blog-Rolle aufgenommen, ein Weblog, dass eine Vielfalt von Themen rund ums Pferd bietet.

Christiane schrieb den letzten Artikel dort am 12.10.2009 und der hat es in sich, spricht er doch das Reizthema Pferdefleischverzehr an.

Kein Pferdebesitzer wird sein Pferd schlachten lassen und sich anschliessend von dessen Fleisch ernaehren, die wenigsten Pferdebesitzer werden Pferdefleisch in irgendeiner Form essen und schon den Gedanken daran weit von sich weisen.

Zu gross ist die emotionale Bindung an diese Tierart.

Tatsache ist, dass in Deutschland Pferdefleisch gegessen wird, allerdings in vergleichsweise kleine Mengen.

Dieses Fleisch waechst ja nun nicht auf Baeumen, das duerfte jedem Pferdebesitzer klar sein.

Spaetestens bei der Beantragung des Equidenpasses sollte ein Pferdebesitzer moeglichst neutral und objektiv bedacht haben, was im Fall des Falles mit seinem Tier geschehen soll.
Nur wenn die Eintragung dort: „Zur Schlachtung vorgesehen“ lautet, stehen dem Pferdebesitzer alle Moeglichkeiten offen.

Ich denke, wir sind uns einig darueber, dass es das Beste fuer jedes Lebewesen ist, wenn es im gesegneten Alter, frei von schweren Krankheiten und Schmerzen einfach einschlaeft und sein Leben friedlich beendet.

So ist es wuenschenswert und ich goenne es allen, die auf dieser Erde leben von Herzen. Leider ist das Leben kein Wunschkonzert und viel zu oft muss sich ein Pferdebesitzer entschliessen, dem Leben seines Pferdes ein Ende setzen zu lassen.

Eine Moeglichkeit: Tierarzt rufen, der schlaefert das Pferd ein, anschliessend kommt der Wagen der Abdeckerei, das Tier wird aufgeladen und zur weiteren Verwertung in die Tierkoerperbeseitigungsanstalt gebracht.
Der Besitzer kann waehrend der Toetung bei seinem Pferd sein.
Es kann in Einzelfaellen zu Komplikationen kommen.
Als Alternative zur TBA gibt es auch die Moeglichkeit, das Tier einaeschern zu lassen.

Andere Moeglichkeit: Der Pferdebesitzer hat sich schon fruehzeitig nach einem Schlachtbetrieb umgesehen und sich Informationen über den Gesamtvorgang geben lassen. Der Schlachter holt das Pferd ab oder der Besitzer faehrt das Tier zum Schlachter.
Der Besitzer darf sein Pferd in die Schlachthalle begleiten, es sogar selbst fuehren.
Das Pferd wird mit einem Bolzenschuss betaeubt. In dem Sekundenbruchteil, in dem der Schuss faellt, ist es hirntot*. Das Herz schlaegt noch und pumpt das Blut durch die geoeffnete Halsschlagader aus dem Koerper heraus.
*In diesem Zustand werden dem Menschen Organe fuer eine Transplantation entnommen.

Beide Moeglichkeiten stellen fuer den Tierbesitzer eine extreme psychische Belastung dar.

Aber:

Immer wieder begegne ich Pferdebesitzern, die sich Vorwuerfe machen, weil sie ihr Pferd zum Schlachter gegeben haben, die sich schon mit Selbstvorwuerfen quaelen, wenn sie nur den Gedanken an eine Schlachtung zugelassen haben. Meiner Meinung nach zu unrecht.

Die Toetung eines Pferdes sollte in jedem Fall nur von einer Fachperson durchgefuehrt werden, der man das unbedingt notwendige Vertrauen entgegenbringen kann, von einer Person, der man anmerkt, dass sie trotz ihrer Taetigkeit Respekt vor dem Leben des Tieres zeigt und dementsprechend handelt.

Nach dem Tod bleibt nur der stoffliche Koerper des Lebewesens uebrig. Wir koennen davon ausgehen, dass es dem Tier egal ist, was damit geschieht. Ein Blick in die Natur kann vielleicht einige Bedenken relativieren. Nur wenige wildlebende Tiere schlafen friedlich ein und sterben. Die meisten verhungern, verdursten oder fallen einem Beutefresser zum Opfer. Nur dem Menschen ist es gegeben, ethisch gepraegte Verantwortung fuer die Toetung und die weitere Verwendung des Tierkoerpers zu uebernehmen.

Ob dieser als Asche, Seife, Tiermehl oder als Lebensmittel fuer Zootiere, Hunde oder Menschen endet, muss der freien Entscheidung des frueheren Besitzers ueberlassen bleiben.

Puh! Geschafft!
Nun macht mit mir, was ihr wollt.
Jedenfalls hat mich noch kein Artikel, den ich hier geschrieben habe, soviel Kraft und Zeit gekostet, wie dieser.

(Die Pferdeweide hoffe ich hiermit ermuntert zu haben, das Blog weiterzufuehren.)

Groesster Hund der Welt eingeschlaefert

Via Yahoo-Nachrichten:

Gibson ist tot!

Laut Guinness-Buch der Rekorde war der Daenische Doggerich mit 1,08m Schulterhoehe und aufgerichteten 2,16m der groesste Hund der Welt. Er starb im Alter von 7 Jahren an Krebs.

(Der Server von http://www.gibsondog.com ist aus nahe liegenden Gruenden z.Zt. ueberlastet, so dass die HP im Augenblick nicht erreichbar ist)

Traurig bin ich nicht so sehr darueber, dass da ein Rekordhalter gestorben ist, sondern vielmehr ueber das persoenliche Schicksal eines Hundes mehr, den ein Krebsleiden befallen hatte.
Wenn man im Zusammenhang mit Krankheit von Leiden spricht, steht bei mir eine unheilbare Krebserkrankung an belastendster oberster Stelle fuer Tier und Mensch.

Ein hoffentlich nicht alltaeglicher Einsatz

Bin ich da richtig bei Pfoetchen?

Unsere Katze ist ueberfahren worden, koennen Sie die von der Strasse holen? Ich bin naemlich mit unserer 3-jaehrigen hier alleine und ich moechte nicht, dass sie das zu sehen kriegt.

Wir sind dann so verblieben, dass ich erst einmal schnell die tote Katze von der Strasse hole und sie mit zu uns nach Hause nehme, wo sie dann spaeter von ihm abgeholt werden sollte.

Am Ort des Geschehens hatte bereits ein Nachbar die Katze von der Strasse genommen. Er haette es nicht ertragen koennen, wenn noch ein weiteres Auto sie ueberrollt haette. Passiert war das Unglueck in einer Tempo-30-Zone, die Autos fuhren hier allerdings wesentlich schneller, was der Katze zum Verhaengnis wurde.

Ich nahm ihr noch das Halsband ab und brachte sie zu uns nach Hause.

Wenig spaeter kam der Anrufer dann auch, um sie abzuholen. Ich erzaehlte ihm noch, was er jetzt weiter veranlassen koennte und gab ihm einige Tel.-Nummern fuer die verschiedenen Moeglichkeiten mit.

Fuer mich war das heute ein aussergewoehnlicher und hoffentlich nicht alltaeglicher Einsatz.

Respekt verdient das verantwortungsbewusste Verhalten sowohl des Katzenbesitzers, als auch des Nachbarn! Da tue ich dann auch gerne, was mir moeglich ist.

Kinder trauern um ihr Tier

In meinem Artikel Wenn ein Tier stirbt bin ich bereits auf einige Aspekte eingegangen, die der Tierbesitzer bezueglich des Lebensendes seines geliebten Tieres bedenken sollte.

Trauer

Was fuer Erwachsene schon eine schwere emotionale Belastung bedeutet, ist fuer Kinder oft eines der dramatischsten Erlebnisse ihres jungen Lebens. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um den Tod des „eigene“ Tieres oder um den des z.B. Familienhundes handelt.

Wenn das Lebensende absehbar ist, sollte eine emotionale Vorbereitung auf den bevorstehenden Tod eines alten oder schwerkranken Tieres stattfinden. Dem Kind muss altersgerecht vermittelt werden, dass der Tod bei jedem Lebewesen kommt und Tiere nicht so lange leben wie wir Menschen.
Noch schlimmer trifft jedoch jeden der ploetzliche Tod des Spielkameraden, besonders aber unsere Kinder.

Ausfuehrliche Gespraeche helfen bei der Verarbeitung des schrecklichen Erlebnisses. Wichtig ist, dass Kinder mit ihrer Trauer nicht allein gelassen werden. Der Tod darf nicht tot-geschwiegen werden.

Von Kind zu Kind verschieden und auch vom Alter des Kindes abhaengig ist, ob man sich dazu entschliesst dem Kind die sterbliche Huelle des verstorbenen Lieblings noch einmal zu zeigen. Man kann diese Moeglichkeit anbieten, fragen, was das Kind moechte.
(Anm.: Ich halte unsere Leser fuer so muendig, dass ich grundsaetzlich selbstverstaendliche Dinge nicht extra erwaehne. Bsp. hier: selbstverstaendlich zeige ich einem Kind nicht ein durch einen Unfall ums Leben gekommenes, entstelltes Tier.)

Je nachdem, was nach dem Tod weiter mit dem Tier geschieht, gibt es sehr viele Moeglichkeiten, das Tier in gutem Gedenken zu bewahren. Nach einer Kremation kann man die Asche in einer Urne im Hause aufbewahren oder, wo es erlaubt ist, im Garten beisetzen. Sprechen keine Laendergesetze dagegen, kann man auch an eine Trauerfeier mit Beerdigung denken. Eine weitere Moeglichkeit, das Tier zu bestatten und spaeter ein Grab besuchen zu koennen, bieten regionale Tierfriedhoefe.

Blieb das Tier nach den Einschlaefern beim Tierarzt, kann man mit den Kindern zusammen trotzdem zu Hause eine Trauerfeier abhalten und zusammen weinen, das hilft!

Erinnerungen sind wichtig: Das kann ein Grab sein, eine Urne, ein Gedenkplatz, an dem eine Blume gepflanzt, ein Kreuz aufgestellt, ein einfacher Stein gelegt wird. Oder auch ein Fotoalbum, mit selbstgeschriebenen Texten, die das Tier mit seinen Eigenheiten, Schwaechen und Staerken beschreiben.

Mir ist vollkommen klar, dass es kein Schema geben kann, um die individuelle Trauer zu bewaeltigen. Wie in allen meinen Artikel moechte ich auch in diesem Fall nur Denkanstoesse geben und erwarte eure Ergaenzungen und Meinungen in den Kommentaren.

Wenn ein Tier stirbt

Wenn ein tierischer Freund und Lebensabschnittsbegleiter stirbt, steht sein trauernder Mensch vor einer Entscheidung, mit der er sich schon zu Lebzeiten des Tieres auseinander setzen sollte.

Wohin geht der letzte Weg?

Wurde ein Tier eingeschlaefert, bietet der Tierarzt an, es in der Praxis zu behalten. Es gelangt dann in eine Tierkoerperbeseitigungsanstalt – auch als Abdeckerei bekannt.
Nimmt man den Leichnam mit oder stirbt das Tier zu Hause, gibt es ebenfalls die Moeglichkeit, es zur TBA zu bringen, wo es gesetzeskonform entsorgt wird. Fuer viele Tierfreunde ein abstossender Gedanke!
Ich kann aber auch nachvollziehen, dass Mensch der Ueberzeugung ist, dass nach dem Tode nur die sterblichen Reste des Tieres verbleiben und es vollkommen egal ist, was mit ihnen geschieht.
Noch einmal: Ich verurteile niemanden, der sein Tier in der TBA abgibt. Viel wichtiger ist mir, dass ein Tier zu Lebzeiten gut behandelt und versorgt wird und dass seine Menschen es nach dem Tode in wohlwollender Erinnerung behalten.

Ob es erlaubt ist, das Tier im eigenen Garten zu begraben, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt. Alternativ dazu gibt es Tierfriedhoefe in vielen Staedten und Gemeinden.

Inzwischen gibt es auch ein vielseitiges Angebot, Tiere einaeschern zu lassen. Auf der Heimtiermesse in Hannover traf ich eine Dame von „Antares Tierbestattungen“. Sie war sehr kompetent und freundlich in ihrer Beratung und Aufklaerung. Vor allem nicht draengend und aufdringlich ins Gewissen redend.

Ich habe oben mal einen Link eingefuegt, weil ich der, allerdings sehr persoenlichen Meinung bin, dass dieses Familienunternehmen eine serioese und umfassende Betreuung nach dem Tode eines Tieres bieten kann und wohl wissend, dass es eine Vielzahl anderer Anbieter gibt, die ebenfalls pietaetvoll und verantwortungsbewusst arbeiten.

siehe auch: Kinder trauern um ihr Tier

Nachtrag:
Bei „Die-Pferde-Weide“ habe ich den Artikel: Gnadenhof oder Schlachthof gefunden, der Alter und Tod der Pferde thematisiert.

Toffee

Waehrend unseres anderthalb-jaehrigen Aufenthalts in Lincolnshire/ England bewohnten wir ein kleines Haus auf der riesigen Farm von Mr und Mrs (sagen wir mal) Black. Sehr nette aeltere Leute, sehr reich und auch gerne bereit, ihren Reichtum zu zeigen. Ein ganzer Fuhrpark an „toys“ bestehend aus Land Rover Pick Up, einem kleinen Mercedes Zweisitzer ohne Typenbezeichnung am Heck, zwei Smarts (einen flachen und einen kugeligen), einen Honda Kombi und ganz klassisch einen schoenen alten Jaguar (dunkelgruen mit Kuehlerfigur). Ab und an fuhren Mr und Mrs Black ihre Laendereien mit einem sechs-raederigem japanischem Unbequemteil ab und am Sonntag flog Mr Black gerne mit einer alten Spitfire, fuer die er die Patenschaft uebernommen hatte und die im nahegelegenen Aviation Heritage Center stationiert und gewartet wurde, mit Ohren betaeubenden Laerm im Tiefflug ueber seine Farm.
By the way, „Don’t mention the War!“
Natuerlich war Mr Black auch Jaeger und hatte eine Huendin namens „Toffee“, die er in hoechsten Toenen lobte, als „lovely nice girl“, die ein „true comrade“ bei der Huehnerjagd war und ihn draussen ueberallhin begleitet habe, dieses Jahr aber zu alt fuer die Jagd waere.
Nice Girl 08
Unsere Anmerkungen, dass es kein Problem waere, ihren Gesundheitszustand zu verbessern, wollte er nicht unbedingt hoeren. Sie sei schliesslich schon neun Jahre alt und bekaeme immer gutes Futter. Von uns bekam sie Spiel- und Apportiereinheiten, ihr wisst schon, die Kombination aus „gutem“ Futter und den ganzen Tag nur faul rumliegen tut der Figur und den Gelenken nicht gut. Mehr war von uns nicht erwuenscht.
Eines Freitags, wir packten gerade unser Auto fuer eine Stippvisite nach Deutschland, stellte Mr Black uns voller Freude „Muffin“, eine junge, verschuechterte Springerspaniel-Huendin vor.
„Wird mal ein guter Stoeberhund, ihre Mutter ist ein fantastischer Arbeiter.“

Der Rest ist schnell erzaehlt.
Als wir wieder zurueck kamen, war „Toffee“ nicht mehr da. Auf unsere Nachfrage bekamen wir dann zu hoeren, sie haette in der letzten Zeit keinen Spass mehr am Leben gehabt.

Hatten wir gar nicht bemerkt!

Ausserdem haette sie ja auch ein schoenes Leben gelebt.

Allerdings ohne Rentenanspruch!

siehe auch: Der ist ja schon alt

Der ist ja schon alt,

da kann man sowieso nichts mehr dran machen.

Auf Nachfrage ist er dann schon sechs oder gar acht Jahre alt, von mir aus lass es zwoelf oder fuenfzehn sein! Wirklich, so alt schon? Nee, tut mir Leid, da koennt ihr von mir keine Zustimmung erwarten.

Ganz ehrlich? Ein Vorwand, nichts mehr fuer den Hund zu tun, ist das in meinen Ohren! Er wird langsam laestig, faengt so allmaehlich an, zeitintensiver zu werden. Und mehr Geld muesste man dann auch noch ausgeben. Ob sich das ueberhaupt lohnt?
Auch auf der „Gruenen Woche“ wollten wieder einige Tierbesitzer, dass ich ihnen ob ihrer diesbezueglichen Argumentation beipflichte. Und wenn ich ihnen dann die vielfaeltigen Moeglichkeiten aufzaehle, die die Lebensqualitaet verbessern, die gesundheitlichen Probleme auch im fortgeschrittenem Stadium noch lindern oder sogar heilen koennten, kommen wieder die oben erwaehnten Einwaende.
Leute, – (ich hoffe, dass sich nur die angesprochen fuehlen, die ich beabsichtige, anzusprechen) – wenn ihr nicht bereit seid, etwas fuer euer Tier zu tun, z.B. etwas an den Haltungsbedingungen incl. Fuetterung zu aendern oder wenn ihr nicht bereit seid, Geld fuer eine Therapie zu investieren, schiebt bitte nicht das Alter des Tieres vor.

(Start Sarkasmus)
Verdraengt alles, was es euch bisher an Freunde bereitet hat, schiebt es auf’s Abstellgleis, irgendwann kommt der Zeitpunkt, da findet ihr einen studierten Tierheilkundigen, der euch zustimmt, euch die Verantwortung abnimmt und der auch gleich die passende Spritze parat hat, um es von seinen ‚Leiden zu erloesen‘.
(Ende Sarkasmus)

Und holt euch danach bitte, bitte nie wieder ein Tier ins Haus, auch nicht in den Zwinger!

Masslos aufregen koennte ich mich manchmal!

Nachtrag: siehe auch: Toffee


Rubriken

Mai 2024
M D M D F S S
 12345
6789101112
13141516171819
20212223242526
2728293031