Die Dame, die gestern morgen einen Termin bei uns hatte, um etwas mehr ueber hundegerechte Ernaehrung zu erfahren, hatte einen besonderen Wunsch.
Immer wieder schaute sie waehrend unseres Gespraechs zum Glas hinueber, in dem unsere Blutegel leben. Viel passierte bei denen allerdings nicht, sie krochen nicht, sie schwammen nicht – eigentlich machten sie gar nichts. Dementsprechend schlecht waren sie denn auch zu sehen, immerhin ist das Glas mit recht vielen scharfkantigen Steinen wie Bergkristall, Ametyst und Orangencalcit gefuellt, die den Tierchen die Haeutung erleichtern und ihnen Versteckmoeglichkeiten bieten.
Zum Ende nutzte sie ihre Chance:
„Sind da Blutegel drin?“
„Ja, wollen Sie sie mal aus der Naehe sehen? Es sind wunderhuebsche Tierchen.“
„Oh ja, gerne. Ich finde die ja ekelig.“
Sagte es und ging zum Glas.
Ich auch, nahm den Deckel ab und schon kam etwas Bewegung in die Tiere.
„Soll ich mal einen rausholen?“
Wenn ich Seminare zum Thema gebe, habe ich auch immer fuer eine Weile einen von den kleinen Blutsaugern auf der Hand, um zeigen zu koennen, dass sie nicht sofort zubeissen, sondern erst einmal nach einer Ihnen geeigneten Stelle suchen. Mit dem Ansaugen ist auch nicht notwendigerweise ein Zubeissen verbunden, es dient auch der Fortbewegung.
Gesagt-getan!
Ihre Begeisterung ist gross als die Egel, unmittelbar nachdem ich meine Hand ins Wasser halte, auf diese zuschwimmen und andocken. So nehme ich einen aus dem Glas und lasse ihn eine Zeit lang herumschnuppern, sorgsam darauf bedacht, dass er nicht anfaengt, meine Haut durchzuraspeln.
Jetzt kann sie ihn in seiner gesamten Schoenheit beobachten, stellt noch ein paar Fragen, atmet schliesslich einmal tief durch und dann fragt sie, ihren eigentlichen Wunsch preisgebend:
„Darf ich auch mal einen auf die Hand nehmen?“
Sie durfte!
Frische Anmerkungen