Pfefferminze

Kräuter sind etwas Wunderbares.

Nicht von ungefähr gibt es den Spruch: „Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen.“ Man muss es nur kennen und wissen, wie es angewendet werden sollte.

Heilkräuter, die unsere Patienten brauchen, holen sie sich entweder mit unserem Rezept aus der Apotheke oder aber wir greifen auf bewährte Kräuterkombinationen zurück, die es als Fertigprodukte zur Unterstützung bei zahlreichen gesundheitlichen Problemen gibt.

Wir selbst kultivieren keine Heilkräuter im Garten und sammeln auch keine in der freien Natur. Zu unterschiedlich können die Wirkstoffgehalte sein. Unser Garten beherbergt trotzdem Kräuter: Rosmarin, Majoran, Basilikum, Ysop, Liebstöckl, gerne setzen wir sie in der Küche zum Würzen ein.

Im Frühjahr sahen wir uns im Fernsehen einen Bericht über Marokko an. Mandy schwelgte in Erinnerungen. Vor allem den leckeren, erfrischenden Pfefferminztee, den sie dort gekostet hatte, erwähnte sie immer wieder und bei jeder Gelegenheit. Aus frischen Blättern muss er zubereitet werden, nur dann ist er wirklich gut.

Solche Bemerkungen kommen mir immer sehr gelegen, achte ich doch immer auf sachdienliche Tips, die mir die Möglichkeit geben, ihr eine Freude zu bereiten. Und weil ich meine Mandy so liebe, suchte ich heimlich Gärtnereien und Gartencenter auf, um an eine der begehrten Pfefferminzepflanzen zu kommen. Ebenso heimlich ließ ich die endlich erbeutete Pflanze in „meinem“ Garteneckchen zwischen Stauden und Gewürzkräutern frei.

Sommers hatte das zarte Pflänzchen sich zu einer respektablen Pflanze entwickelt, mehr noch, unterirdisch hatte sie sich ausgebreitet und zarte Pfefferminzetriebe sprossen hellgrün im Umkreis von einem halben Meter zwischen Phlox und Majoran, Türkischem Mohn und Rhododendron. Ich rupfte sie aus und deponierte sie auf dem Komposthaufen. Für Mandy pflückte ich noch die schönsten, grünsten und duftendsten Triebe der Mutterpflanze und erntete eine dankbare Umarmung, die all ihre Liebe für mich beinhaltete.

Und natürlich eine Tasse Pfefferminztee, mit Rohrzucker gesüßt. 😉

Nach unserem Urlaub konnte ich Ausläufertriebe der Pfefferminze im Abstand von einem Meter von der Mutterpflanze ausmachen. Auch an den Stellen, wo ich die ersten Nachkommen ausgebuddelt hatte, sprossen neue Triebe aus den verbliebenen Wurzeln. Ich ahnte eine furchtbar fruchtbare Entwicklung voraus und grub tief hinter allen grünen, nach Pfefferminze duftenden Blattstengeln und den dazugehörigen Wurzeln her, verbrachte alles minzige Grünzeug auf den Kompost und ein paar der schönsten, grünsten und duftendsten Triebe nahm ich mit ins Haus, wo Mandy sie dankend in eine Vase mit Wasser stellte und … vergaß.

An einem der nächsten Tage entdeckte Mandy beim „Django-läßt-im-Obstgarten-die-Sau-raus-Spiel“ den halben Kubikmeter Pfefferminzelaub auf dem Komposthaufen.

Dieser Tag war kein schöner Tag. 😦

Als Wiedergutmachung brachte ich ihr die schönsten, grünsten und duftendsten Triebe der Mutterpflanze mit, die, nachdem ich die zahlreichen Blüten gekappt hatte, schon wieder fleißig Jungtriebe geschoben hatte. Mandy nahm sie, stellte sie in die Vase zu den anderen und … vergaß sie.

Gestern habe ich mich wieder gärtnernd betätigt, d.h. eigentlich habe ich nur unzähligen Pfefferminzepflänzchen nachgestellt, die Wurzeln bis in die letzten(?)Ausläufer verfolgt und alles ausgerupft, was durch Duft und Aussehen auch nur im Entferntesten an Pfefferminze erinnert. Sie hatte alle(!)Bereiche „meines“ kleinen Gartens erreicht, die Trockenmauer unterwandert und sich sogar vor unserem Grundstück am Straßenrand etabliert.

Jetzt musste auch die Mutterpflanze dran glauben. Ich habe sie umgesiedelt. Sie kann ein neues Leben im Exil beginnen, im hintersten Bereich der Obstwiese, wo die wunderschönen Heckenrosen, die Himbeeren, die Brombeeren, Brennnesseln und Disteln ihr wildes Leben führen.

Nachdem ich gestern feststellen musste, dass der Kompost bereits haufendeckend mit Pfefferminze überwuchert war, habe ich heute die oberste Schicht mit allen(?)Pfefferminzepflanzenbestandteilen an einen neuen Platz gebracht und den Rest oben drauf geschaufelt. Ich habe das Oberste zuunterst gekehrt und nun die berechtigte(?)Hoffnung, der Pfefferminze den Garaus gemacht zu haben. Ob ich damit erfolgreich war, werde ich wohl erst bemerken, nachdem ich den Kompost irgendwann im Garten ausgebracht habe.

Mit frischem Pfefferminztee -rede ich mir ein- ist es genauso wie mit anderen Getränken, die man im Urlaub genossen hat, zu Hause fehlt ihnen das gewisse Etwas. Nur so kann ich mir Mandys Reaktion in letzter Zeit erklären. Wir versuchen, das Thema zu vermeiden. Mich beschäftigt im Augenblick eigentlich nur eine Frage:

„Wie werde ich sie bloß wieder los?“

Also, die Pfefferminze meine ich jetzt! 😉

10 Antworten to “Pfefferminze”


  1. 1 Hanne 4. September 2010 um 23:48

    Hey Ulli,

    *prusst* eine sau-lustige Geschichte – natürlich nur, wenn man nicht von Pfefferminzpflänzchen verfolgt wird. 😉 Jetzt weiß ich endlich, warum meine Mutter mich bei Androhung aller erdenklichen Strafen seinerzeit ermahnt hat, meine Pfefferminze im kindlichen Garteneckchen unbedingt mitsamt großem Tontopf einzubuddeln, hihi… Wie Du das Zeug nun wieder los wirst – bin ich leider überfragt, habe ich doch alles andere als Durchblick in Gartendingen.

    Liebe Grüße und eine gute Nacht, Hanne

  2. 3 skugga 5. September 2010 um 13:24

    Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie Du die Minze los wirst; wir hatten Jahrzehnte lang eine im elterlichen Garten, die durch nichts klein zu kriegen war (ich bin mit ihr aufgewachsen, habe das exakte Gegenteil eines grünen Daumens und sie hat mich stoisch ertragen) und die eines Tages wie durch Zauberhand verschwunden ist – was ich ehrlich gesagt sehr bedaure.

    Aber als… öhm… kleiner Trost: es hätte schlimmer kommen können – Du kennst Giersch?

    • 4 ulli 5. September 2010 um 19:26

      Joh, Giersch kenne ich aus meinem früheren Garten im Lipperland, du siehst, ich habe schon viel durch. 😀

      Bin von dort nach England gezogen und habe ihn auf diesen Umweg bis hier nach Leese abgehängt.

      Und jetzt das! 🙂

  3. 5 Mo 6. September 2010 um 00:11

    Oh mein Gott! Das Problem habe ich auch…nur viel kleiner.
    Ich habe einen schönen Blumenkasten auf der Fensterbank. Vor zwei Jahren dachte ich es sei doch nett ein zartes Schweizer-Minze-Pflänzchen, Schnittlauch, die Cola Pflanze und Walderdbeeren zusammen einzupflanzen. Jeder hatte genug Platz.
    Es war schon merkwürdig, dass die Erdbeeren im Nachbartopf fröhlich wuchsen aber dort neben der Minze eingegangen waren. Nicht besser sieht meine Cola Pflanze aus und der SChnittlauch ist etwas mickrig. Als ich die ausufernde Minze weiterverschenkt habe und versuchte Triebe samt Wurzeln aus der Erde zu bekommen, wurde mir klar, warum die Menschen das Wort UN-Kraut erfunden haben.
    Ich dachte Löwenzahn (den ich sehr mag) sei die Pest. Da kannte ich noch keine Minze.

    Ulli, ich glaube das ist wie bei Löwenzahn, endgültig wirst Du sie nicht los. Sie wird immer wieder kommen 🙂

  4. 7 Soni 6. September 2010 um 12:50

    Tja, ich hätte Dir geraten sie in einen Tontopf zu pflanzen *grins* aber nun wirst Du Dein zukünftiges Leben als Wühlmaus fristen und graben, graben, graben nach den herrlich duftenden Minzpflänzchen. Was anderes hilft nicht, die ist hartnäckig und es ist fraglich ob Du sie wieder ganz los wirst. Jedenfalls habt Ihr nun immer genügend leckeren Minztee :-))

    Einen vernünftigen Rat wie Du sie los wirst hab ich leider nicht.

    LG Soni

    • 8 ulli 6. September 2010 um 20:37

      Danke, auch dir für den absolut hilfreichen Kommentar.

      Ich werde das Gefühl nicht los, dass sich hier eine allgemeine Schadenfreude breit macht.

      Hinzu kommt, dass Mandy auch manchmal hier im Blog mitliest und nicht sehr amüsiert war, über die Art und Weise, wie ich ihre Rolle in dieser kleinen Geschichte geschildert habe.

      Was soll ich sagen? Harte Zeiten sind für den Verfasser angebrochen.

      Ich muss gleich unbedingt mal „Mandy“ in das Suchfenster eingeben, um zu sehen, welche Beiträge ich besser ins Nirwana schicken sollte, bevor sie auf die gleiche Idee kommt.

  5. 9 charlotte sometimes 7. September 2010 um 12:20

    Gibt es irgendwelche tiere die das zeug gerne fressen? schaedlinge die die pflanze töten? wenn es wenigstens katzenminze wäre, da hätten die fellnasen der nachbarschaft ihren spass dran.

  6. 10 Z. Auber (Lehrling) 29. September 2010 um 18:21

    In die Ecke, Minzebesen! Seid’s gewesen!

    🙂


Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s




Rubriken

September 2010
M D M D F S S
 12345
6789101112
13141516171819
20212223242526
27282930  

%d Bloggern gefällt das: