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Krümel

Krümel, ein kleines Kätzchen, dass wir schon seit seinen ersten Lebenstagen kennen, kommt, von seiner gesamten Menschenfamilie begleitet, am Tag vor Silvester in unsere Praxis. Sein Zustand ist erschreckend. Apathisch liegt er auf seiner Decke, die Augen geschlossen.

Seine Geschichte ist schnell erzählt:

Er frisst seit ein paar Tagen nichts mehr. Wiederholtes schwallartiges Erbrechen von Flüssigkeit und sein desolater Zustand veranlassten seine Familie am Tag zuvor, ihn in die nahe gelegene Tierklinik zu bringen. Er blieb dort über Nacht und am Vormittag hatten sie ihn zurück nach Hause geholt. Die TÄ der Klinik beruhigten sie über seinen Zustand, sie hätten ihm Spritzen gegeben und in heimischer Umgebung würde er schon bald wieder fressen.

Am Nachmittag hatte er immer noch nichts gefressen und sein Zustand wurde nicht besser. So brachten sie ihn zu uns.

Total dehydriert, hochgezogene Hautfalten blieben aufgerichtet, das Kätzchen war in einem solch erbärmlichen Zustand, dass ich die Besitzer darüber informierte, sie müssten mit dem Schlimmsten rechnen. Wir empfahlen, ihn schnellstmöglich wieder zur Tierklinik zu bringen. Das lehnten die Besitzer ab.

Nun hatten wir den „Schwarzen Peter Krümel“.

Unsere weiteren Fragen zur Vorbehandlung konnten nur leidlich beantwortet werden. So sollte er wohl eine Infusion bekommen haben, eine Aufbauspritze, sowie ein Medikament zur Anregung der Darmfunktion. Welche Diagnosemöglichkeiten benutzt wurden, konnten wir nicht erfahren.

Jedenfalls mussten wir schnell handeln! Als erstes galt es seinen Flüssigkeitshaushalt in Ordnung zu bringen. Wenn überhaupt eine Infusion gegeben wurde, so war die Menge in keiner Weise ausreichend, den Normalzustand herzustellen. Uns ist schleierhaft, wie die Verantwortlichen den Patienten in diesem Zustand aus der Obhut der Klinik entlassen konnten.

Die Flüssigkeitszufuhr begann langsam zu wirken. Lebenskraft zeigte sich in seinen Augen. Die verkrampfte Bauchmuskulatur entspannte sich.

Mandy versorgte ihn in den nächsten Stunden über den Tropf und gab ihm Geborgenheit.

Grundsätzlich übernehmen wir Diagnosen nicht ungeprüft. Auch in diesem Fall stellten wir eine einfache Verstopfung in Frage. Wenn ein Tier keine Nahrung und kein Wasser aufnimmt, sich immer wieder erbricht, schließlich nur noch Flüssigkeit hoch kommt und dieses zu einer lebensbedrohlichen Austrocknung führt, weist dies auf einen Darmverschluss hin. Hervor gerufen durch eine Darmverschlingung oder durch einen abgeschluckten Fremdkörper.

Irgendwann, so gegen 5:00 Uhr weckte mich Mandy:

„Fühl mal!“

Sie hatte eine Diagnosemöglichkeit eingesetzt, die Palpation, die in der modernen Medizin beinahe in Vergessenheit zu geraten scheint und eine deutliche Verdickung im Darm ertastet. Eindeutig ein Fremdkörper! Nicht beweglich, nicht verformbar. Krümels Zustand hatte sich inzwischen wesentlich verbessert, er stand selbstständig auf und konnte sogar gehen. Sein Hautturgor war wieder normal, wir hatten ein Kätzchen mit wachen Sinnen vor uns. In diesem Zustand konnte er unserer Meinung nach die dringend notwendige Operation überstehen, gestern hätten wir das ernsthaft bezweifelt.

Die Besitzer wurden benachrichtigt und brachten ihn in die Tierklinik, die vorher schon informiert wurde. Die Operation verlief unproblematisch und wer möchte, darf sich jetzt das Corpus delicti ansehen, das Krümel beinahe umgebracht hätte:

Er hatte mit der Kordel einer Trainingshose gespielt und einen Teil davon verschluckt

Krümels Menschen, die in der Klinik vorsichtig ihren Unmut über die vorangegangene „Behandlung“ der dortigen TÄ geäußert hatten, wurden noch darüber aufgeklärt, dass sie den Zustand des Kätzchens nicht kompetent genug geschildert hätten.

Ganz klar! Die Tierbesitzer sind schuld! Hätten die gleich die richtige Diagnose mitgebracht, hätten die TÄ schon früher richtig gehandelt!

Eine Tier-Klinik, ausgerüstet mit den modernsten Apparaten der Medizintechnik, ist nicht in der Lage, einen lebensbedrohlichen Zustand als solchen zu erkennen, stellt eine Fehldiagnose, weil sie es nicht für nötig hält, die zur Verfügung stehenden Diagnosemöglichkeiten zu benutzen. Sie haben den Darmverschluss durch einen Fremdkörper wie eine einfache Verstopfung behandelt, die Austrocknung nicht annähernd zufriedenstellend behandelt und sie haben einen todkranken Patienten, begleitet von beruhigenden Worten, in die Obhut seiner verzweifelten Menschen entlassen.

Nur dieser Verzweiflung und dem weiteren verantwortungsbewussten Handeln dieser Menschen hat Krümel sein Leben zu verdanken. Hätten sie nach den Anweisungen der Tierklinik gehandelt, wäre Krümel in den nächsten 10 Stunden nach seiner Entlassung gestorben.

Die meisten seiner sieben Leben hatte er bereits verbraucht!

Bellas Auge und die Tierärzte III.

Zum 1.Teil
Zum 2. Teil

Erst als ich vorschlage, ich könne vorab alleine ein Erstgespräch mit einem Tierarzt führen, der solche Operationen durchführt und ihn und Bella sogar zum ersten Besuch in dessen Praxis begleiten, bemerken wir zaghafte Zustimmung.

Wir entlassen die beiden also für dieses Mal mit dem guten Gefühl, demnächst das Augenlid operieren lassen zu können.

An einem der folgenden Tage stelle ich mich in einer Tierarztpraxis vor, die ich bisher nur von außen gesehen habe und an die ich bereits in der Woche zuvor ein Toypudelmädchen überwiesen habe, dem von der Familienkatze eine Hornhautverletzung am Auge verpasst wurde.

Dem Tierarzt war unsere Praxis bekannt und auch an die Toypudelin konnte er sich erinnern. Ein guter Einstieg. So sprach ich denn von einer möglichen Zusammenarbeit auf Gebieten, die wir Heilpraktiker nicht abdecken können und dürfen. Zum Beispiel sind wir in einigen Fällen auf Röntgenaufnahmen angewiesen, um eine gesicherte Diagnose zu erhalten. Notwendige Operationen können und dürfen nur von Tierärzten durchgeführt werden. Impfungen dürfen nur von Tierärzten verabreicht werden.
(Wir sind übrigens keine dogmatischen Impfgegner, haben allerdings zu dem Thema eine recht differenzierte Sichtweise)

Zufrieden hörte er mir zu und bestätigte, beinahe unmerklich ein paar Zentimeter gewachsen, dass es in diesen Fällen wohl ohne Tierärzte nicht ginge. Er selbst arbeite mit rein wissenschaftlichen Methoden und sein Ding seien die alternativen Heilmethoden nicht, er habe aber auch nichts dagegen, solange den Patienten nicht geschadet würde.

Zeit für mich, eine kleine Andeutung fallen zu lassen, über die Nebenwirkungen von Medikamenten, die reine Symptombehandlung, die von der Schulmedizin gepflegt wird und die vielen austherapierten Fälle, die bei uns landen, weil sich die Tierbesitzer der Empfehlung, eine finale Spritze geben zu lassen, widersetzt haben.

Ganz eindeutig mache ich ihm klar, dass mir nichts daran liegt, dass er unseren Patienten seine Behandlung aufzwingt und die weitere Behandlung übernimmt, wenn wir dies nicht ausdrücklich wünschen. Er soll lediglich ergänzende Maßnahmen für uns und unsere Patienten ausführen.

Am Ende dieses Gesprächs verabreden wir einen Termin gemeinsam mit Herrn Mayer und Bella, für die eigentliche Fallaufnahme.

Don Quijote (Quixote, Quichote)

Heute war Stella, eine 13-jaehrige kleine, langhaarige Mischlingshuendin zur Nachuntersuchung bei uns.

Was bisher geschah:

Aus den Unterlagen der Besitzerin ging hervor, dass Stella im Oktober letzten Jahres beim Tierarzt vorgestellt wurde. Dieser diagnostizierte eine Bindehautentzuendung, Ohrenentzuendung und Hautentzuendung. Die Therapie bestand aus einem Breitband-Antibiotikum, einer Ohrspuelung, einem medizinischen Shampoo und einer Wurmkur! Jawoll!

Fuenf Tage spaeter bekam Stella noch ein Spot-On Praeparat gegen Zecken und Milben auf die geplagte Haut. Immer feste druff!

Alles in Allem: Chemie in ihrer ganzen Bandbreite!

Bei der naechsten Vorstellung im November wurde auf Grund der Verschlechterung des Allgemeinzustandes in Verbindung mit dem fortgeschrittenen Alter der Patientin vom Tierarzt eine schlechte Prognose abgegeben und Frauchen der Abschied von Stella nahegelegt.

Mit diesem Urteil wollte sich die Besitzerin nicht zufrieden geben und bat uns um eine Stellungnahme.

Stella zeigte sich uns in der Tat in einem desolaten Zustand, mit hochgradig entzuendeten Augen, eitrigen Ohren, stark entzuendeten Hautbereichen und extremem Juckreiz.

Wir leiteten eine Entgiftungstherapie ein und kuemmerten uns mit einem homoeopathischen Mittel um die Entzuendungen. Zusaetzlich baten wir Stellas Frauchen, sie regelmaessig mit einem, die Haut beruhigenden, Tee zu waschen.

Heute zeigte sich die Besitzerin von Stella sehr erfreut ueber die positive Entwicklung und nahm mit Verwunderung zur Kenntnis, dass die Erwartungen, die wir an den Gesundheitszustand ihres Hundes stellten, noch nicht erfuellt waren.

Noch immer leidet Stella unter leichtem Juckreiz und wir wuerden gerne weiterhin das Immunsystem staerken, sowie den Reinigungsprozess fortsetzen.

Natuerlich entscheidet der Tierbesitzer ueber die durchzufuehrenden Massnahmen, aber wenn ich Saetze zu hoeren bekomme, die mit: „Meinen Sie denn wirklich, dass das noch sinnvoll ist, …“ beginnen, kann ich mich immer nur schwer beherrschen.

1. Hat jedes Tier in jedem Alter das Recht auf Gesundheit.
2. Macht es einen gewaltigen Unterschied, ob wir diverse, sich ergaenzende Massnahmen treffen, um die Selbstheilungskraefte zu mobilisieren, oder ob zahlreiche pharmazeutische Mittel gegeben werden, um immer neu auftauchende Symptome zu unterdruecken.

Gut, Stellas Besitzerin ueberlegt sich das noch in den naechsten Tagen.

Gar nicht abbringen laesst sie sich uebrigens von dem Trockenfutter, dass ihr ausgerechnet der oben schon erwaehnte Tierarzt empfohlen hatte, eins mit diversen Zuckern, diversen Zusatzstoffen und einer Riesenmenge an synthetischen Vitaminen.

Don Quijote hatte es schon nicht leicht, aber vergleicht das mal mit dem Kampf von Tierheilpraktikern gegen ihre speziellen Windmuehlen.

Tierheilpraktiker vs. Tierarzt!?

Da will ich mal gleich zu Beginn versuchen, ein paar Kommentare aus euch verehrten, wenn auch noch wenigen Lesern zu locken.

Das Thema: Tierheilpraktiker vs. Tierarzt!?

Hier scheinen tatsaechlich zwei Ideologien aufeinander zu prallen. Tierheilpraktiker wettern gegen die Schulmedizin, Tieraerzte bezeichnen die Therapiemethoden der THP als unwissenschaftlich und stellen ihre Wirksamkeit in Frage.

Bei den Angehoerigen beider Berufe gibt es Koenner und Dilettanten, Berufene und Jobber.

Tieraerzte haben hervorragende Diagnosemethoden und -geraete zur Verfuegung, unter ihnen gibt es handwerklich versierte Chirurgen, ihnen stehen Medikamente der Pharmaindustrie zur Verfuegung und sie duerfen Tieren aktive Sterbehilfe leisten. -Und gehen hoffentlich verantwortungsbewusst mit ihren Moeglichkeiten um.

Tierheilpraktiker sollten mit einer eher ganzheitlichen Sichtweise an die Ausloeser einer Erkrankung herangehen. Ihnen liegt nicht daran, nur moeglichst schnell die Symptome zu beseitigen, sondern mittel- bis langfristig eine Heilung durch Beseitigung der krank machenden Ursachen herbei zu fuehren.

Welche Erfahrungen habt ihr mit Tieraerzten, Tierheilpraktikern, oder gar mit unserer Praxis gemacht?


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