Bellas Auge und der Tierarzt II.

Zum 1.Teil

„Machen Sie sowas denn auch?“ Eine bange Frage, von Herrn Mayer gestellt, gab uns eine Ahnung von dem, was noch kommen sollte.

Ganz klar: Nein!

Dürfen wir nicht, können wir nicht, Operationen sind den Tierärzten vorbehalten, sie sind dafür ausgebildet.

Mit Vehemenz versuchte Herr Mayer uns klar zu machen, dass er nie wieder eine Tierarztpraxis betreten wird. Nach all dem, was er erlebt hat. Und überhaupt, der Tierarzt hätte ja nicht einmal erwähnt, dass seine Bella das Problem mit den Wimpern habe. Und jetzt soll er wieder hin und sie operieren lassen.

„Kommt überhaupt nicht in Frage!“

Wogen glätten, das war jetzt unsere Aufgabe.

Für diesen Tag einigten wir uns zunächst darauf, Bellas Gesamtsituation zu verbessern, d.h. die Bindehautentzündung anzugehen, die Schwellung und die wunden Stellen der Augenumgebung zu behandeln, die verabreichten Medikamente auszuleiten. Bei ihrem nächsten Besuch in unserer Praxis könnten wir dann vielleicht schon genauer sagen, ob unsere Entropium-Diagnose von Bestand sei.

Damit entließen wir die beiden bis zum nächsten Termin.

Zwei Wochen später konnten wir leichte Fortschritte sehen. Die Augenumgebung war nicht mehr wund, aber noch geschwollen und auch die Bindehautentzündung hatte sich gebessert. Immer noch starke Tränenbildung.

Herr Mayer verneint weiterhin eine Operation.

Die nächsten zwei Termine verlaufen ähnlich, inzwischen können wir wieder Haarwachstum um die Augen herum feststellen, die Schwellung ist zurück gegangen, ebenso die Bindehautentzündung. Außerdem hat sich der Zustand der Haut und des Fells wesentlich verbessert. Das rechte Auge tränt nicht mehr, das linke aber unvermindert.

Herr Mayer ist begeistert, lehnt jedoch die bei jedem Besuch angesprochene Operation heftig ab. Er möchte die Entwicklung noch abwarten.

Zeit für uns, Klartext zu reden. Wir erklären Herrn Mayer, dass wir unter diesen Umständen die zukünftige Behandlung ablehnen. Ein schwerer Schritt für uns. Führt die Drohung nicht zum erwünschten Ziel, dass nämlich Bellas Augenlid operiert wird, gerät der Fall aus unserem Sichtfeld, wir verlieren die Kontrolle, zum Nachteil von Bella!

Wir appellieren daher an seine Verantwortung der Hündin gegenüber. Fünf Jahre lang besteht jetzt die Problematik, ein kleiner Eingriff kann sie beseitigen. Bella hat noch viele Jahre vor sich, Jahre, die sie mit gesunden Augen verbringen sollte.

Aber Herr Mayer will nicht zum Tierarzt gehen. Er hat Angst, dort die Fassung zu verlieren. Und ihm fehlt Vertrauen.

Erst als ich vorschlage, ich könne vorab alleine ein Erstgespräch mit einem Tierarzt führen, der solche Operationen durchführt und ihn und Bella sogar zum ersten Besuch in dessen Praxis begleiten, bemerkten wir zaghafte Zustimmung.

7 Antworten to “Bellas Auge und der Tierarzt II.”


  1. 1 Soni 11. Mai 2010 um 10:00

    Na ohne die Ursache aus der Welt zu schaffen nützt die beste Behandlung nichts und manchmal muß etwas Druck dann einfach sein.

    Ich verstehe echt manche Tierärzte nicht, die für eine doch häufiger vorkommende Erkrankung keine Diagnose treffen können. Aber ganz ehrlich gesagt, ich verstehe auch manche Tierhalter nicht, die Jahre ohne wirklichen Erfolg rumdoktern lassen ohne sich eine zweite Meinung einzuholen.

    Mein letzter Hund hatte auch diese Probleme. Es wurde zuerst eine Salbenbehandlung gemacht damit die Entzündungen zurück gehen. Ohne Salbe fing das Ganze aber sofort wieder an. Schnell war klar, daß nur eine OP langfristig hilft und so war es dann auch. Nach der OP schaute er noch 2 Tage wie ein Zombie in die Welt, dann war alles abgeheilt und er hatte nie wieder entzündete Augen.

    LG Soni

    • 2 ulli 11. Mai 2010 um 23:08

      Ja klar,

      ohne korrekte Diagnose hätten wir uns letztendlich auch einen Wolf therapiert. Immerhin haben wir von Anfang an zur OP geraten und konnten Bellas Zustand wesentlich verbessern.

      Ohne Operation würden wir aber von diesem Zeitpunkt an nicht mehr die Regeln der Heilkunst beachten, sondern nur noch behandeln. Nicht mehr zum Wohle des Tieres, nur noch für unsere Kasse.

      Bellas Herrchen möchte ich nicht unbedingt einen Vorwurf machen. Offenbar ist es dem Tierarzt gelungen, Herrn Mayer um den Finger zu wickeln. Klug reden, für alles eine Erklärung haben, immer wieder bestätigen, dass alles, was getan wird, zum Besten des Tieres ist.

      Mal ehrlich, Soni, wie oft hast du schon länger, als es dir gut tat, einen Gott im weißen Kittel machen lassen? Die meisten von uns bringen doch einem „Fachmenschen“ auf Grund dessen vermeintlichen Wissensvorsprungs Vertrauen entgegen.

      Schlimm, wenn dieses missbraucht wird.

  2. 3 charlotte sometimes 12. Mai 2010 um 12:03

    es ist ja kein alleiniges aerzte phaenomen. In jedem beruf gibt es begnadete und volldeppen. das liegt einfach in der natur der dache, denn schliesslich beendet ja nicht jeder sein studium seiner berufung mit suma cum laude. dumm nur dass das im aerzte bereich eben auf kosten anderer geht, und genau da liegt das problem. ein grobmotorischer metzger macht entweder ausschliesslich hackfleich oder haut sich selbst in di hand, aber ein professionally challenged doktor behandelt sich an uns und den tieren einen wolf. :/

  3. 4 Soni 15. Mai 2010 um 10:04

    Ich war glaub generell schon immer zu ungeduldig um ewig abzuwarten und auf Besserung zu hoffen, dafür hab ich auch zu sehr meinen eigenen Kopf. Ich war nie der wirklich gute Patient. Natürlich habe ich auch schon entsprechende Erfahrungen gemacht, lang lang ist es her. Den Glauben an die Götter im weißen Kittel hab ich schon lange abgelegt und gelernt – man muß immer selber mitdenken.

    LG Soni


  1. 1 Bellas Auge und die Tierärzte III. « Pfoetchen-Blog Trackback zu 25. Mai 2010 um 20:09
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  3. 3 Bellas Auge und die Tierärzte V. « Pfoetchen-Blog Trackback zu 20. Juni 2010 um 16:14

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