Bellas Auge und der Tierarzt

Bella bildet die genetische Vielfalt zahlreicher verschiedener Hunderassen ab. Eine wunderhübsche und ausgesprochen liebenswerte 5-jährige Hündin.

Mit ihr kommt Herr Mayer, ein Mann mittleren Alters. Beide wohnen ganz in der Nähe, ein paar Dörfer weiter. Die Harmonie, die sie verbindet, ist sogleich angenehm spürbar.

Bella lebt seit ihrer Welpheit in der Familie Mayer und wie wir Menschen über Jahrzehnte zum gleichen Hausarzt gehen, so geht auch Bella bei allem, was so anfällt, immer wieder zu ihrem Haustierarzt. Der hatte auch schon Bellas Vorgänger behandelt, Herr Mayer war sein Leben lang nie ohne Hund gewesen. Der letzte musste nach epileptischen Anfällen eingeschläfert werden. Wir merken, dass das tragische Ende dieses Begleiters, das nun immerhin schon länger als fünf Jahre zurückliegt, Herrn Mayer auch heute noch bewegt.

Wir lassen unsere Patientenbesitzer gerne gewähren, lassen sie erzählen, was sie meinen, erzählen zu müssen. Viele Dinge, die wir bei diesen Ausführungen zu hören bekommen, sind später vielleicht wichtiger, als wir jetzt vermuten. Es wäre fahrlässige Dummheit von uns, den Redefluss abzubrechen.

Aber auch die Patienten selbst profitieren davon. Es gibt ihnen Zeit, Vertrauen zu uns und unserem Praxisraum aufzubauen. Wir sehen, wie sie sich bewegen und benehmen. Auch sie erzählen uns in dieser Zeit sehr viel über sich und auch über ihr Verhältnis zu ihrem Menschen.

Bellas gesundheitliche Problematik ist offensichtlich. Ihre Augen tränen massiv. Die Umgebung der Augen ist haarlos, wund und stark geschwollen. Sie ist ständig versucht, mit den Pfoten den peinigenden Juckreiz zu stillen, läßt es aber sein, weil Herrchen es nicht möchte. Sie schließt die Augen, blinzelt ab und an und schmiegt sich an Herrn Mayer.

„Meine Güte, wie lange ist sie denn schon in diesem Zustand?“

Ich muss diese Frage stellen, bevor wir uns einer eingehenderen Untersuchung zuwenden und hoffe, dass unser Gegenüber dies nicht als Anklage auffasst.

Herr Mayer schweigt einen Moment und erzählt uns dann Bellas Krankengeschichte.

Schon im Junghundalter tränten Bellas Augen immer wieder, so dass er in unregelmäßigen Abständen seinen Tierarzt aufsuchte. Der diagnostizierte jedes Mal eine Bindehautentzündung und verordnete eine kortisonhaltige Salbe, die für eine gewisse Zeit Linderung brachte. Die Problematik tauchte zwar immer wieder auf, aber der Tierarzt konnte ja immer wieder helfen!

Vor einem Jahr dann verschlechterte sich Bellas Zustand rapide. Der Juckreiz am linken Auge wurde so stark, dass sie sich die Augenumgebung blutig kratzte.

Jetzt lautete die Diagnose des Tierarztes: Verletzung am Auge mit Bindehautentzündung! Und bei der Behandlung zog er alle Register, die ihm zur Verfügung standen.

Herr Mayer machte alles mit, schließlich wollte er, dass es Bella wieder besser ging. Also trug er Salben auf und gab ihr die verordneten Tabletten. Inzwischen war auch das andere Auge betroffen. Bellas Fell wurde stumpf und sie hatte starken Haarausfall.

„Ein ganzes Arsenal an Medikamenten hatte ich zu Hause!“ (Originaltext Herr Mayer)

Schließlich kamen wunde Stellen am Bauch dazu. Bella lief nur noch mit Kragen herum. Herrn Mayer aber platzte eben dieser. Er war enttäuscht und wütend von und auf den Tierarzt, dem er über Jahre sein Vertrauen geschenkt hatte.

„Und jetzt bin ich bei Ihnen, der sieht mich da nie wieder! Das kann doch nicht wahr sein, dass es ihr trotz Behandlung immer schlechter geht.“

Ich verkniff mir ein: „trotz oder wegen?“ und wir nahmen Bella näher in Augenschein. Ziemlich schnell war uns klar, dass die Ursache des Ganzen bei den Wimpern des linken unteren Augenlids lag. Durch eine leichte Wölbung des Lidrandes nach innen (Entropium) hatten sie wahrscheinlich schon bei der jungen Bella zu Irritationen geführt.

Alles was später an Problemen dazu kam, hatte hier seinen Ursprung und eine kleine Operation hätte schon vor mehreren Jahren Abhilfe schaffen können.

„Machen Sie sowas denn auch?“ Eine bange Frage, von Herrn Mayer gestellt, gab uns eine Ahnung von dem, was noch kommen sollte.

5 Antworten to “Bellas Auge und der Tierarzt”


  1. 1 Herr Teddy 4. Mai 2010 um 16:14

    Warum wird eigentlich immer gleich mit der Wunderwaffe Kortison um sich gewedelt?

  2. 2 bordeauxdogge 5. Mai 2010 um 09:11

    Kortison kann ja in manchen Fällen eine große Hilfe sein. Aber manche Tierärzte veordnen es viel zu schnell und viel zu viel. Hier gibt es auch so einen. Furchtbar!


  1. 1 Bellas Auge und die Tierärzte III. « Pfoetchen-Blog Trackback zu 25. Mai 2010 um 20:12
  2. 2 Bellas Auge und der Tierarzt II. « Pfoetchen-Blog Trackback zu 25. Mai 2010 um 22:23
  3. 3 Bellas Auge und die Tierärzte V. « Pfoetchen-Blog Trackback zu 20. Juni 2010 um 16:14

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