Martinsgaense, Weihnachtsgaense und tote Bussarde

Django gab mir den ersten Hinweis im November des letzten Jahres.

In der Naehe eines Waldweges lagen mehrere Plastiktueten, teilweise aufgerissen. Um sie herum verteilt fand ich mehrere Skelette von gekochtem, grossen Gefluegel. In Anbetracht der Jahreszeit -am Abend vorher hatten uns Scharen von „Martin, Martin ist ein frommer Mann“ -singenden Kindern mit ihren zarten Stimmchen beglueckt- nehme ich mal an, dass es sich um die Gebeine von Gaensen handelte.

Damit nicht genug: Schon am naechsten Tag kamen rohe, entfederte Fluegel hinzu, nicht zwei, drei, sondern zwanzig, dreissig. Das setzte sich in den naechsten Wochen so fort. Inzwischen flogen auch jedes Mal, wenn wir uns naeherten, bis zu zehn Bussarde auf, die dann unweit in den Baeumen warteten, bis wir uns wieder entfernt hatten. Im Schutze der Dunkelheit werden sich sicher auch Fuechse und Wildschweine an der Entsorgung der Kuechenabfaelle beteiligt haben.

Ein paar Tage spaeter lag der erste tote Bussard im Wald, keine zehn Meter von der Abladestelle entfernt.

Ich bin dann mal zur oertlichen Polizeidienststelle gefahren, deren Beamter sich sehr interessiert gab und versprach, die Sache weiterzuleiten.

Im Wald tat sich nichts in der naechsten Zeit, auf jeden Fall nichts Positives. Die Gefluegelabfaelle wurden in unregelmaessigen Abstaenden vom grossen Unbekannten aufgefuellt, die tierischen Waldbewohner bedienten sich, die Plastiktueten wurden von Wind und Wild in der naeheren Umgebung verteilt, sechs Altreifen kamen hinzu und kurz vor Weihnachten lag der zweite tote Bussard im Wald, keine dreissig Meter entfernt.

Ich bin dann noch einmal zur Polizeidienststelle gefahren und die waren nicht untaetig geblieben, dem Ordnungsamt hatten sie Bescheid gesagt und konnten sich gar nicht vorstellen, dass sich noch niemand drum gekuemmert hatte.

Zwei Tage spaeter waren die Altreifen fortgeschafft und im Umkreis von ungefaehr zehn Metern lagen keine Plastiktueten mehr.

Innerhalb von ein paar Tagen wurden dann wieder abgekochte Gerippe und rohe Fluegel abgeladen, diese stammten jetzt wohl nicht von Martinsgaensen, sondern von Weihnachtsgaensen. Ich haette mir eine Abwechslung anderer Qualitaet gewuenscht.

Zu Beginn des neuen Jahres war der Spuk dann vorbei.

Heute war ich mit Django mal wieder in dem Waldstueck unterwegs. Als wir uns der altbekannten Stelle naeherten, flogen zwei Bussarde auf.

Ja klar, wir hatten wieder Martinstag!

Ich bin mir nicht sicher, ob die Polizei der richtige Ansprechpartner ist, aber wer ist sonst zustaendig?

Ich moechte keine toten Bussarde mehr finden!

5 Antworten to “Martinsgaense, Weihnachtsgaense und tote Bussarde”


  1. 1 charlotte sometimes 19. November 2009 um 18:00

    ist für sowas nicht auch das forstamt zuständig? ist schließlich deren gebiet oder nicht?

    • 2 ulli 19. November 2009 um 19:41

      Nur bedingt,

      in Deutschland gibt es verschiedene Moeglichkeiten, ein Gebiet zu bejagen.
      Immer muss eine Mindestgroesse, ich glaube 300ha, von zusammenhaengender bejagbarer Flaeche, d.h. Wald, Feld, Gruenland, Brachland , Wald, vorhanden sein. Gehoert das Gebiet einer Einzelperson, so ist sie dort berechtigt zu jagen, bestandene Jagdeignungspruefung vorausgesetzt. Dieses Jagdausuebungsrecht kann die Einzelperson an andere verpachten.
      Diese Mindestgroesse kann auch durch eine Genossenschaft aller Kleinbauern einer Ortsgemeinde zusammen kommen. Diese sind dann anteilig Inhaber des Jagdrechts, koennen dieses ebenfalls an Dritte verpachten.
      Aehnlich verhaelt es sich mit den von dir angesprochenen Staatsforsten. Diese werden entweder vom eingesetzten Revierfoerster auch jagdlich bewirtschaftet oder ebenfalls an Dritte verpachtet.

      Die Polizei ist inzwischen aber auch schon auf die Idee gekommen, den zustaendigen Jagdpaechter mit einzubeziehen.

  2. 3 Iris Schmidt 3. April 2012 um 14:27

    Hallo liebe/r Naturschützer/in/nen,

    Ist wirklich schrecklich, zudem dass sich scheinbar kein Zuständige/r fand (liegt ja schon ne Weile zurück, hoffe es fand ein dennoch „gutes“ Ende). In solchen Fällen sollte auch das Veterinär-Amt zuständig sein (Seuchengefahr…Tierschutz…) .
    Weshalb sind die Bussarde verendet, wurde dies überprüft, ich denke nicht an den Gänseresten selbst, wohl eher am mit gefressenen Plastik !?

    Ich bin auch sehr oft erschüttert, welchen Müll offensichtlich viele in der Natur abladen, sammle auch selbst sehr oft gefährlichen Plastik, Glas (-Splitter) und div. weiteren Müll. Hatte deshalb auch schon einige Telefonate, mit „zuständigen Stellen“, doch passiert ist nie etwas – obwohl ich meine Mithilfe, beim Müllsammeln angeboten habe, bloß kann ich nicht alles allein aus der Natur tragen, so viel ist es, bzw. fehlen mir Behälter zur anschl. Entsorgung :(((

    Wie mir scheint ist es sehr vielen (den Meisten) nicht klar, welche gefährlichen Schäden durch Müll abladen/gedankenlos weg werfen in der Natur verursacht werden (so was lernte ich als Kind von meinen Eltern – na ja…). Besonders gefährlich ist/sind eben gerade Plastik/Tüten, welches von vielen Tieren unbekannter Weise mit Futter verwechselt und gefressen wird, oder von den Elterntieren an die Jungtiere (zB. Vögel) verfüttert wird, die dadurch mit vollem Magen verhungern können – da das Plastik häufig nicht mehr auf natürliche Weise ausgeschieden werden kann, somit im Magen verbleibt. Ebenso bei den Meerestieren 😦
    Auch sah ich schon einige Vogelnester, in die Plastik mit verbaut war – ein schrecklicher, entzeitlicher Anblick, zudem besteht auch hier die Gefahr, dass die Jungvögel davon fressen …

    Es ist mehr als eine Schande, wie rücksichtslos wir Menschen uns hier auf diesem wundervollen, einzigartigen Planeten >unserer Mutter Erde< verhalten – mehr als traurig – es kommt eher selbstmörderischen Handelns auf Raten gleich – die Folgen werden "wir alle – zudem unsere Kinder…" noch bitter zu spüren bekommen.

    Zur Zeit fand ich eine sehr wichtige Petition im Internet, die ich hoffnungsvoll unterschrieben habe. Ich hoffe Sie sind einverstanden, dass ich diese Petition hier verlinke. Es würde mich sehr freuen, wenn noch sehr viel mehr Menschen den Mut aufbringen und mit unterschreiben (in ihrem eigenen Sinn und dem ihrer Kinder und Kindeskinder) …

    Petition :

    http://www.petitiononline.ch/petition/anerkenne-die-natur-als-ein-lebendiges-wesen-sag-ja-zu-rechte-der-natur/58

    hier noch der Videobeitrag:

    Viele Grüße
    I. Schmidt


  1. 1 Eine unendliche Geschichte? « Pfoetchen-Blog Trackback zu 2. Dezember 2009 um 23:25
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